Keine Angst, dies ist nicht der Platz für eine Deutschstunde. Dennoch kommt hier ein Schriftsteller durch eine düstere Fabel zu Wort, die im Jahr 1920 entstand.
1920 war nicht zuletzt für das damalige Lockstedter Lager eine Zeit des riesigen Umbruchs.
Das Deutsche Reich hatte den Ersten Weltkrieg verloren und musste die schrecklichen Konsequenzen für das noch schrecklichere Leid, das es über die Welt gebracht hatte, tragen.
Lockstedter Lager erlebte katastrophale Jahre. Solche Jahre gehen für uns Menschen oft mit dem Wunsch nach der einfachen Lösung für Probleme einher, die auf den ersten Blick übermächtig erscheinen.
Damals endete die einfache Lösung in der nächsten Katastrophe. Hitler und die NSDAP wurden auch aufgrund ihrer Heilsversprechen gewählt, übernahmen die Macht im Deutschen Reich und die Welt wurde abermals zerstört.
Heute ist die Welt auf eine andere Art als 1920 kompliziert und bedrohlich.
Und wieder versprechen rechte Parteien die einfachen Lösungen für alle Widrigkeiten.
Vielleicht lässt sich Franz Kafkas Fabel in diesem Zusammenhang deuten.
Eine verzweifelte Maus fragt nach dem richtigen Weg und ist froh, dass die Katze ihr mit einem simplen Rat scheinbar weiterhilft.
Hätte die Maus nur nicht auf die Katze gehört.
Kleine Fabel
Ach“, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.“ – „Du mußt nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.