… mit Rüdiger Blaschke
Rüdiger Blaschke hat es zum Wikipedia-Eintrag gebracht. Dort heisst es: Rüdiger Blaschke ist ein ehemaliger deutscher Kommunalpolitiker. Er war Bürgermeister von Hohenlockstedt und von 2002 bis 2010 Bürgermeister der Kreisstadt Itzehoe.Nach dem Ende seiner Zeit als Bürgermeister ist er u.a. für den Hospiz-Förder-Verein e.V. Itzehoe tätig. HiB führte dazu ein Interview mit ihm.
HiB: Moin Rüdiger, seit wann bist du für den Hospiz-Förder-Verein aktiv?
Rüdiger: Von Januar bis Mai 2011 machte ich beim Hospiz-Förder-Verein e.V. Itzehoe die Ausbildung zum ambulanten Sterbebegleiter. Kurz darauf begann ich Sterbende zu begleiten und deren Zugehörige zu unterstützen. Auch trat ich dem Verein als Mitglied bei. Im Frühjahr 2012 wurde ich zum 1. Vorsitzenden gewählt.
HiB: Worin besteht deine Arbeit für den Hospizverein?
Rüdiger: Unsere Arbeit hat nach unserer Vereinssatzung eine dreifache Ausrichtung:
- Sterbende zu begleiten und deren Zugehörige zu unterstützen. Tätig sind wir in diesem Rahmen im häuslichen Bereich, in Alten- und Pflegeheimen, auf der Palliativstation des Klinikums Itzehoe sowie bei besonderen Anforderungen auch im stationären Hospiz.
- Hinterbliebene in ihrer Trauer zu beraten und zu begleiten. Für diese Arbeit bieten wir neben Einzelberatungen Trauergruppen für Kinder, für Erwachsene, für sogenannte verwaiste Eltern und demnächst wieder ein Trauercafé an.
- Als Hospiz-Förder-Verein ist es auch unsere Aufgabe, das stationäre St. Klemens-Hospiz in Itzehoe in seiner Arbeit nach unseren finanziellen Möglichkeiten zu unterstützen. Darüber hinaus bilden wir eigenständig hospizliche Sterbebeleiterinnen und -begleiter aus und führen sogenannte „Letzte-Hilfe-Kurse“ durch, die auf die Grenzsituation des Sterbens vorbereiten.
HiB: Welche Menschen kommen auf den Verein zu und bitten um Unterstützung?
Rüdiger: Die Anfragen auf Unterstützung kommen überwiegend vom regionalen Palliativ-Care-Team, zu dem wir mit unserer Arbeit ebenfalls gehören. Die in diesem Netzwerk mit Schwerstkranken und Sterbenden Arbeitenden, haben einen sehr guten Blick darauf, ob und inwieweit wir mit unserem ambulanten Hospizdienst durch unsere Arbeit Sterbenden und deren Zugehörigen in der besonderen Grenzsituation des Sterbens hilfreich sein können. Auch sprechen uns Alten- und Pflegeheime an, wenn Bewohner/innen ihrer Einrichtungen nur wenig oder keinen Besuch von Verwandten oder Freunden erhalten. Darüber hinaus sind es auch Privatpersonen, die direkt für ihre persönliche Situation um Unterstützung bitten.
HiB: Kannst du die Arbeit des Vereins beschreiben?
Rüdiger: Im Rahmen der hospizlichen Sterbebegleitung nimmt unsere Koordinatorin die Anfragen entgegen und führt ein Erstgespräch. Hier werden auch biografische Hintergründe erörtert, um eine möglichst passende Begleitung aus unserem ehrenamtlichen Team zu gewährleisten. Dann wird mit einem/einer Mitarbeiter/in besprochen, ob die Begleitung geleistet werden kann. Die begleitende Person ist dann für diese Begleitung verantwortlich und spricht sich mit den Betroffenen über die Besuchs- und Unterstützungszeiten ab. In regelmäßigen Supervisionen besteht für unsere Ehrenamtlichen die Möglichkeit, ihre Begleitungen zu reflektieren und mögliche Probleme anzusprechen und zu klären. Darüber hinaus steht ihnen unsere Koordinatorin ständig mit Rat und Tat zu Verfügung.
HiB: Was genau ist ein Hospiz?
Rüdiger: Lt. Wikipedia versteht man unter einem Hospiz (lateinisch hospitium „Herberge“, „Gastfreundschaft“) eine Einrichtung der Sterbebegleitung. Im deutschen Sprachraum der Gegenwart wird mit Hospiz eine stationäre Pflegeeinrichtung bezeichnet, die meist über nur wenige Betten verfügt und ähnlich wie ein kleines Pflegeheim organisiert ist.
Aber anders als ein Pflegeheim, ein Krankenhaus oder eine Palliativstation hat das Hospiz die Aufgabe, seine Gäste bis zu deren Lebensende zu betreuen. Das Itzehoer St-Klemens-Hospiz des ASB verfügt über 12 Betten. Aufgrund des besseren Personalschlüssels gegenüber anderen Pflegeeinrichtungen haben die dort tätigen Pflegekräfte deutlich mehr Zeit für die Versorgung und Betreuung ihrer Gäste, als Pflegeheime oder Krankenhäuser.
HiB: Haben die Mitarbeiter*innen des Hospiz’ eine spezielle Ausbildung?
Rüdiger: Die ehrenamtlich Tätigen im ambulanten Hospizdienst müssen für ihren Dienst speziell geschult sein, sowohl für die Arbeit mit Sterbenden und deren Zugehörigen wie für die Trauerarbeit. Die hauptamtlichen Koordinatorinnen des ambulanten Hospizdienstes benötigen ebenso, wie die im stationären Hospiz Tätigen, eine spezielle Palliativausbildung.
HiB: Ist das Hospiz konfessionell gebunden oder kann jeder Mensch um Aufnahme bitten?
Rüdiger: Weder unser ambulanter Hospizdienst noch das stationäre St-Klemens-Hospiz sind konfessionell gebunden. Beide Einrichtungen stehen für alle Menschen zur Verfügung.
HiB: Wird ein Hospiz nur über Spenden finanziert?
Rüdiger: Unser ambulanter Hospizdienst ist zu einem guten Teil auf Spenden angewiesen. Für die Arbeit unserer hauptamtlichen Koordinatorin bekommen wir darüber hinaus Personalkosten- und Sachkostenerstattungen von den Krankenkassen. Die stationären Hospize erhalten für ihre Gäste Pflegesätze von den Krankenkassen, die für ihren Betrieb aber nicht auskömmlich sind. So müssen mindestens 5 Prozent der laufenden Kosten über Spenden finanziert werden. Mit hospizlicher Arbeit sollen schließlich keine Gewinne erzielt werden. Die Gäste von Hospizen, wie auch die Menschen, die im Rahmen des ambulanten Hospizdienstes begleitet und betreut werden, müssen für den hospizlichen Dienst nichts bezahlen.
HiB: Wie hoch schätzt du den Bedarf an weiteren Hospizen ein?
Rüdiger: In den vergangenen Jahren sind in Schleswig-Holstein eine ganze Reihe neuer Hospize entstanden. Als ich vor gut 10 Jahren mit der der Hospizarbeit begann, gab es für unseren Einzugsbereich nur die stationären Hospize in Elmshorn und Rendsburg. Dazugekommen sind das Itzehoer St.-Klemens-Hospiz des ASB in Itzehoe sowie ein weiteres stationäres Hospiz in Dithmarschen, ebenfalls mit 12 Betten. Meines Wissens ist dadurch der derzeitige Bedarf an stationärer Hospizversorgung in unserer Region gedeckt.
HiB: Vielen Dank für deine Zeit, Rüdiger.