Geben und Nehmen am Minispielfeld

Minispielfeld

Das Minispielfeld auf dem Sportplatz erfreut sich regelmäßig zahlreicher Besucher*innen. Die Jugendpfleger*innen des Juze Hohenlockstedt berichten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 22 Jahren, die gerne dabei sind, wenn der Käfig  aufgeschlossen wird. Auch aus umliegenden Gemeinden kämen oft Besucher*innen und nähmen dabei auch eine Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Kauf, um auf dem Hohenlockstedter Kleinfeld zu kicken. In der Zeit nach den Corona-Lockdowns sei das Minifeld der zentrale Ankerpunkt gewesen, um Kontakte wieder aufzunehmen und die gemeinsamen Aktivitäten wieder neu zu etablieren.

Eine Grundsatzfrage, die bei weniger pädagogisch affinen Gemütern auftauchen könnte ist: „Wofür kriegen die Jugendpfleger*innen eigentlich ihr Geld? Ab und an mal ne Runde Fußball spielen und klönen?“

Um die Arbeit unserer von mir hoch geschätzten Jugendpfleger*innen besser verstehen zu können, sei hier das Buch „Herausforderungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“ empfohlen. Darin stellen die Autor*innen zehn zentrale Anforderungen heraus, mit denen Jugendzentren und ähnliche Einrichtungen regelmäßig zu kämpfen haben. Eine davon: Es wird

„verlangt, den gesellschaftlichen Nutzen, mithin die Wirksamkeit der eigenen Arbeit möglichst empirisch fundiert unter Beweis zu stellen. […] Jedoch sind solche Nachweise schwer zu erbringen, da sich subjektive Aneignungsprozesse nicht so einfach in Kennzahlen darstellen lassen, Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge kaum bestimmbar sind und sich Effekte oft erst nach Jahren zeigen“ (Mairhofer, Peucker, Pluto und van Santen: Herausforderungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Empirische Erkenntnisse. 2022. Weinheim Basel: Beltz Juventa/S.16f.).

Juze-Leiterin Meike Nielsen hob daher bei der Sitzung des Schulverbands am 11.10.2023 weniger das Spielen selbst, als die Gespräche rund um das Spielfeld hervor. Die sportliche Betätigung liefere eher die Rahmenhandlung für Kontakt- und Beziehungspflege und Beratung.

Anlass bot eine Anfrage des Bürgermeisters a.D. Herrn Bollmann. Er erläuterte den von einigen Anwohner*innen wahrgenommenen Missstand, dass die Nutzung des Minifeldes oft zu bemängeln sei. Das Spielen erzeuge eine nicht zu tolerierende Lautstärke. Es finde generell auch oft außerhalb der erlaubten Zeiten statt. Maßnahmen zur Eindämmung der Lautstärke zu finden, wird unsere Aufgabe als Politik sein. Ideen und Hinweise von Bürger*innen unserer Gemeinde sind sehr willkommen. Lasst uns hier die Schwarmintelligenz unserer Gemeinde nutzen.

Andere Schwierigkeiten sind weniger leicht zu beheben.

Wie ist mit dem unerlaubten Betreten des Spielfeldes außerhalb der vorgesehenen Zeiten umzugehen? Das Feld muss zu diesen Zeiten immerhin durch das Überklettern des Zaunes betreten werden. Was ist mit dem eventuell anfallenden Müll? Wie ist dem Konsum von dort und/oder generell verbotener Substanzen entgegenzuwirken.

Aus meiner Sicht muss das Juze als Schutzfaktor wahrgenommen werden. Kinder und Jugendliche, die sich in den Variablen Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Formen von Behinderung, Migrationshintergrund und Fluchterfahrungen, sozio-ökonomisches Setting, usw. maßgeblich unterscheiden, brauchen einen niedrigschwelligen Ansprechpartner. Durch die strengere Eingrenzung solcher Begegnungsräume werden auch die von Kindern und Jugendlichen als verbindlich wahrgenommenen Partner*innen in ihrer präventiven Arbeit eingeschränkt.
Und da bereits Fälle aufgetreten sind, wir uns also im Bereich der indizierten Prävention befinden, kann die Schlussfolgerung nur lauten: Gut, dass das Juze am Minifeld anzutreffen ist.

Und danke!

Marc Hintze

 

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