Wer hat Angst vor der Wärmepumpe? Oder wie technologieoffen sind wir?

Wärmepumpe

Eines vorweg: wer meint, der Klimawandel gehe uns nichts an und wir müssten uns nicht verändern, sollte hier vielleicht nicht weiterlesen. Denn hier geht es um Veränderung.

Wir zuhause heizen seit fast 20 Jahren mit einer Wärmepumpe, genauso wie viele Menschen in Deutschland und noch mehr in anderen Ländern, wie z.B. Schweden oder Norwegen. Das Geheimnis des Erfolges der Wärmepumpe ist die Art und Weise, wie sie Wärme gewinnt. Sie entnimmt der Umwelt Energie (ja, auch sehr kalte Luft bei minus Graden enthält noch Energie) um diese auf hohe Temperaturen zu „pumpen“. Typischerweise benötigen moderne Wärmepumpen ca. eine kWh Strom um daraus drei bis vier kWh Wärme zu erzeugen. Konventionelle, sehr effiziente Heizungen, können im Idealfall aus einer kWh Strom auch nur eine kWh Wärme erzeugen. Mehr geht aus physikalischen Gründen nicht.

Wärmepumpen funktionieren besonders gut in gedämmten Häusern mit viel Heizfläche, wie z.B Fußbodenheizung oder große Radiatoren. Dann muss die Wärmepumpe nur bis ca. 35° C heizen und ist sehr effizient. Aber auch in anderen Häusern gilt, dass Sie stehts deutlich weniger Energie verbraucht, als alle anderen Systeme. Gas Heizungen brauchen immer mindestens die doppelte Menge Energie.

Warum heizen wir denn nicht schon alle mit Wärmepumpen? Weil russisches Gas spotbillig war und Strom sehr teuer. Dies ändert sich gerade. Gas ist sehr teuer geworden und Strom wird mit zunehmendem Ausbau von erneuerbaren Energien günstiger werden. Schon jetzt herrscht in Sachen Betriebskosten ungefähr Gleichstand. Auch die Geräte werden günstiger werden. Im Prinzip ist eine Wärmepumpe eine sehr einfache Technik und funktioniert wie ein Kühlschrank oder eine Klimaanlage. Die gibt es inzwischen sehr günstig zu kaufen. Die momentanen Preise für Wärmepumpen werden bei höheren Produktionszahlen deutlich sinken. Die Bundesregierung wird mit ihren Fördermaßnahmen die Produktion ankurbeln und schon in wenigen Jahren werden wir keine Förderung mehr brauchen. Genau wie bei Sonnen- und Windstrom.
Aber Herr Lindner möchte technologieoffen sein und unsere Gasheizungen mit grünem Wasserstoff befeuern. Das hört sich sinnvoll an, ist aber tatsächlich totaler Quatsch und der Unkenntnis einiger Politiker geschuldet. Grüner Wasserstoff wird mit Hilfe grünem Strom durch Elektrolyse erzeugt. Dabei geht ein Teil der eingesetzten Energie verloren. Angenommen wir setzen eine kWh Strom ein, dann bleiben nur höchstens 0,7 kWh in Form von Wasserstoff übrig. Die Gasheizung kann daraus 0,7 kWh Wärme erzeugen. Setzen wir diese eine kWh direkt in einer Wärmepumpe ein, dann erzeugt sie daraus drei bis vier kWh Wärme. Also bräuchten wir für Herrn Lindners grandiose Idee vier bis fünfmal mehr Strom, also dementsprechend auch mehr Windparks. Viel Spaß dabei diese alle durchzusetzen und zu bauen.
Diese Technologieoffenheit ist, als hätte man Jahre nach der Erfindung des Automobils angefangen Pferde zu züchten, die Benzin saufen um diese dann vor die Kutschen spannen.

In Dänemark ist man in Sachen Wärmepumpe sogar noch weiter. In Esbjerg wird eine gigantische 70 MW Wärmepumpe die ganze Stadt heizen. Wir könnten so etwas auch, zumal die Wärmepumpe in Esbjerg aus Deutschland kommt. Vielleicht ist das eine Lösung für das eine oder andere Nahwärmenetz bei uns.

Fazit: Der Wärmepumpe gehört die Zukunft, sie benötigt sensationell wenig Energie zum Heizen. Wenn sie in naher Zukunft vorgeschrieben sein wird, sollte sich niemand vor den Kosten fürchten. Förderungen und die Preisentwicklung bei Strom werden sie wirtschaftlich machen. In unserem Haus ist sie das schon seit beinahe 20 Jahren, auch ohne große Förderung. Grüner Wasserstoff ist ein tolles Zeug und wird manchmal in Fachkreisen als Champagner der Energiewende bezeichnet. Also viel zu teuer für normale Menschen, nur etwas für besondere Anlässe und die höhere Gesellschaft 😉

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